Samstag, 24. Dezember 2011

Umgängliche Arschlöcher vor Heiligabend

In Berlin regnete es am 22. Dezember 2011, wir haben gefühlte acht Grad Celsius und isch mach disch Messer, Alldar, ist sicherlich ein beherzenswertes Motto, dem man nur allzu gern im Vollzug des alltäglichen Handelns, z.B. beim Einkaufen, der Lektüre von Spiegel-online, und auch gegenüber dem kämpfenden Mitbürger folgen möchte, wenn es sich denn um die Ergatterung eines kostbaren Parkplatzes handelt.
Nur, dass es sich bei dem besagten Mitbürger um den ehrenwerten Nachbarn handelt, der sich gerade am Kadettenweg wie eine Wildsau im freien Wald benimmt, stellt man erst fest, wenn man ausgestiegen ist, deutlich entschlossen diesem Neandethaler in die Schnauze zu hauen, dann den ESFS-Fond zu erörtern und danach – tja, das danach unterbleibt im Fantasienfluss, des durchschnittlich begabten mitteleuropäischen Hirnrest.
Viele Mitbürger verfügen ja leider über keinen Hirnrest, und dürfen trotzdem wählen.
Man tut ja sowas eigentlich auch nicht. Und schon gar nicht zur Zeit der Sonnenwende. Die Tage werden wieder länger, Leute. Zwar gibt es nur minutenweise mehr Licht, doch die Musik hört sich aus den Ohrstöpseln schon ganz anders - positiv vibrierter - an. Da haut man doch dem Typen, von dem man sich gestern noch die Pfeffermühle geliehen hat, nicht einfach mit der geballten Faust ins Gesicht.
Auch wenn die Drecksau es hundertfach verdient hätte. Er hat den Parkplatz geklaut. Und überhaupt, dieser Pfeffer war eh' minderer Qualität. Wahrscheinlich von Lidl, oder so, und nicht aus den Hochlanden. Rot angelaufen saß der Arsch in seinem Billigauto, son Skoda, oder sowas. Deswegen kann sich der Hund wahrscheinlich sein Angeberbike leisten.
Wir beschlossen nachher im Wolle's Eck gemeinsam ein paar Pils zu vernichten.
An den Fenstern und Balkonen glizterten die Lichterketten. Manche funkelten in blau, rot, grün und manche erstaunlicherweise gelb. Zuckende Tannenbäume, dienernde buntscheckige Engel und sogar ein kackendes Känguruh.
Freundlich lächelnd winkte ich Herrn Müller zu, bestieg wieder meinen X3, um noch 20 Minuten zu kreiseln. Nur wegen diesem Arschloch, von dem ich mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Pfeffer mehr pumpen würde.
Bei Wolle blieben wir dann doch ein paar Augenblicke länger, und Müller hat mir viel erzählt, was ich, Gott sei Dank, vollständig vergessen habe. Und ich habe ihn auch ordentlich vollgelogen.
Wir sind dann später gemeinsam nach Hause gekrochen, gepeinigt von diesen unerträglich hellen Lichterkaskaden, die von Fenstern und Balkonen auf uns niederprasselten. Aber wir haben es geschafft. Er schloss die Haustür auf, ich hielt sie mit der rechten Körperseite geöffnet, damit Müller hineinfallen und ich auf ihn drauf stolpern konnte. Hatten wir ganz gut hinbekommen, und noch ein wenig siegreich gelacht. Kurz danach krochen wir getrennte Wege in Richtung Weihnachten.
Mal sehen, was das nächste Jahr so im Treppenhaus bringt.
Aber ich weiß jetzt, er ist genau wie die Anderen. Alles nur Arschlöcher. Oft umgängliche.


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