Freitag, 16. März 2012

Adipositas: Tote Krimis

Mindestens 400 schwellende Seiten muss so ein fiktionaler Bericht über Mord- und Totschlag, dessen Causalatum und ggf. seiner schwergewichtigen Influenzia auf die über alles geliebten gesellschaftlichen Schichtstrukturen heuer haben, um sich als halberwegs konsumerables Produkt auf dem Jahrmarkt behaupten zu können.

Hammettsche Konzentration ist hier nicht mehr gefragt. Turk Street ist out of Order.

Nein, es muss schon etwas Schwellendes, die ängstlichen Lüste des sich alltäglich und dräulich vollziehenden Daseins bis in die unterste Schleimschicht einer nichtzielgerichteten Muttergruft ausartendenden Besonderheit sein, um einen coitalen Kaufreiz auszulösen.

Begonnen hat das vor Jahren mit diesem unschwangeren Inspektor Jury und nunmehr werden seitenweise low-fat Existenzialien - ausgekocht wie jahhundertealte Kernseife - in probandinnengerechte Ampullen abgefüllt, um die Lesegier des geneigten Publikums nach den immerselben schlagerhaften Ekzemen nacherlebter Scheußlichkeiten, die ja, Gelobt sei der Name des Hernn, soweit von uns weg sich ereignen, zu erzeugen.

Wer, beim Cthullu, kauft denn diesen Schrott überhaupt noch - und wühlt sich wonnig leidend in die faltenreichen Monokausal-Zysten erzählerischen Unvermögens, nur um dann den nächsten dicken Band windbeuteligen Schmonzes um 20 EURO zu erwerben und dannn dieses widerliche Schwanger-Schamanismum erneut zu durchleben?

Ich versteh es einfach nicht! Diese Ausfertigungen emotionaler Sülze stützt natürlich tausende von Arbeitsplätzen in den Republiken; jedoch, ich frage mich, wer macht denn hier den Markt? Wer kauft denn diesen Scheiß eigentlich - und verhindert damit straff und lässig auf maximal 250 Seiten erzählte Geschichten?!

Rätselhaft.

Naja, ist mir heute nur so aufgestoßen, diese übergewichtigen, aufgeblasenen Krimis.

Ich greif mir jetzt noch mal n CHESTER HIMES.

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